Baßposaunen im Test Mai 2009

bei mir in die engere Wahl gezogen waren folgende Posaunen (Preise Musikhaus Thomann Mai 2009):

  • C.G.Conn  62 HCL (ca. 4500 Euro)
  • C.G.Conn  62 HI (3090 Euro)
  • Kühnl & Hoyer 163 GF/2 (3290 Euro)
  • Kühnl & Hoyer „Big Band Bass“ (3790 Euro)
  • Kühnl & Hoyer „Orchestra Bass“ (ca. 4000 Euro)
  • Bach LT 50T3LG (5555 Euro)
  • Yamaha YBL-830 Xeno Serie (3290 Euro)

Nachdem ich mich im Internet informiert hatte, wollte ich endlich auch einmal ein paar probespielen und vergleichen. Übrigens ich setze hier einige Fachbegriffe (inline, offset, open wrap…) voraus. Wer da noch Defizite hat, solte einen Einsteiger Baßposaunentest vom Sonic-Magazin lesen, den ich für sehr informativ halte.

Ich hatte Glück, ein Musikhändler 30km weit weg hatte die C.G.Conn 62 HI da. Allerdings mußte ich zu diesem Exemplar sagen, daß sie zurecht noch da war: der Ton bei zugeschaltetem Ventil war viel zu weit, zu offen im Vergleich zum Ton ohne Ventile. Naja die Suche ging weiter. Da Baßposaunen doch eher noch Exoten sind, also meist einzeln anzutreffen sind, entschied ich mich zur besten Quelle für möglichst viele Baßposaunen auf einen Fleck zu fahren:

Musikhaus Thomann (Treppendorf 30 D-96138 Burgebrach)

Von mir ist das Musikhaus 300km einfach entfernt, aber was tut man nicht alles für eine gute Baßposaune. Ich kannte die Posaunenabteilung schon, da wir bei einer Probenphase des Landesjugendjazzorchesters Bayern schon einmal einen Abstecher zum Musikhaus Thomann gemacht haben. Die Auswahl an Tenorposaunen ist gigantisch und auch mehr Baßposaunen auf einem Haufen, habe ich nur auf der Musikmesse in Frankfurt gesehen. Herr Dressel hat auch extra für mich noch eine Conn 62 HCL besorgt (ist ja eher sehr selten anzutreffen). Vielen Dank dafür. Nun meine Kurzstellungnahme zu den einzelnen Test-Kandidaten:

C.G.Conn  62 HCL (4500 Euro):
independet Baßposaune mit 2 CL Ventilen, die einen ultrakurzen Weg haben, und so „Plopp“-Geräusche minimieren sollen. Das überzeugt auch auf den ersten Blick, Ton wäre auch OK, aber wie soll man die halten? Die CL-Ventile sind für mich zu groß gewesen, daß ein angenehmes Halten ausgeschloßen war. Auch intonationsmäßig war dieses Exemplar mir nicht geheuer. Auch mag ich es nicht, wenn die 3. Lage 2cm nach dem Schallbecher ist, denn dadurch hat man keine gute Kontrolle. Aber bei häufiger Spielweise, wird man diesen Einwand entkräften können. Der Mensch (insbesondere ich)  ist hat ein Gewohnheitstier, daher ein weiterer Minuspunkt. Aus all diesen Gründen war mein eigentlicher Favorit (aus den Internet-Test-Berichten) ausgeschieden.

C.G.Conn  62 HI (3090 Euro):
preiswerte Inline-Baßposaune bei guten Werten auf dem Papier. Das dort vorhandene Modell hatte auch Intonationsmacken. Zu halten war es gut, aber auch der Ton dieses Exemplars war für mich zu Tenorposaunenähnlich.

Bach LT 50T3LG (5555 Euro):
gehobene Preisklasse. Aber für mich zu klassisch ausgerichtet. Sehr massiver Ton und sehr offen. Nicht das was ich suchte.

Yamaha YBL-830 Xeno Serie (3290 Euro)
auch nett aber für mich war der Ton zu kalt. (an mehr kann ich mich jetzt nicht mehr erinnern, habe sie aber damals abgelehnt.)

Kühnl & Hoyer:
Hatte ich zuerst gar nicht auf meinem Radar, aber ich habe einfach mal die 3 Modelle angespielt:

Kühnl & Hoyer „Big Band Bass“ (3790 Euro)
Die Offset-Variante (=Standardvariante) kommt mit einem 24cm Schallbecher aus Messing und hat 3 mitgelieferte Mundrohre, die die Klangcharakteristik und Intonation beeinflußen können. Sie liegt gut in der Hand, hat keine Größeren Intonationsmacken und auch bei zugeschalteten Ventilen ändert sich nicht gravieren die Klangfarbe oder das Ansprechverhalten. Nachteil für mich war die Offset-variante (die andere optionale Inlinevariante der Ventilanordnung war nicht da und ist auch nicht sehr verbreitet). Was aber gravierender war, daß sie für mich zu wenig Bauch im Ton hat, was an der vorgesehen Verwendung liegen könnte: Big Band. Auch der nur 24cm große Becher trägt dazu bei.

Kühnl & Hoyer „Orchestra Bass“ (ca. 4000 Euro)
preisgekrönte Orchester Baßposaune, inline, 3 Mundrohre mitgeliefert 26cm Goldmessing-Schallbecher. Wunderschöner warmer dunkler Orchesterklang, Ansprache gut, Intonation wunderbar und auch noch Inline mit 3 Mundrohren, mit denen man noch den Ton geringfügig beeinflußen konnte. Für reine Klassik-Verwender und ausnahmsweise Big Band Spieler => Klare Kaufempfehlung für Klassik.

Kühnl & Hoyer 163 GF/2 (3290 Euro)
Der Allrounder: Inline, 26cm Goldmessing Schallbecher, zusätzlicher D-Zug mitgeliefert, dadurch wahlweise Eb oder D Grundstimmung bei Drücken aller Ventile. Allerdings sind bei diesem Modell keine auswechselbaren Mundrohre vorgesehen. Klangcharakteristik ist sehr anpassungsfähig, nicht zu groß, keinesfalls zu eng. Intonation wunderbar, gut zu halten (gebogene Halterung). Für mich war kaufentscheidend, daß der Ton sehr anpassungsfähig ist. Bei Klassik kann ich durch offenes Spielen ein enormes Ton-Volumen produzieren (wenn auch nicht ganz so wie bei der Orchestra Brass) und in der Big Band kann ich einen präzisen knackigen und dennoch flexiblen Ton erhalten. (Man kann das noch trotz fehlender Mundrohre durch unterschiedliche Mundstücke beeinflußen, eben gerade so wie man es braucht.). Was man auch noch erwähnen sollte, daß sie von den 3 Kühl & Hoyer Baßposaune die billigste ist, was kein Indiz für fehlende Qualität ist. Die Preis/Leistung ist ausgezeichnet, für 3300 Euro bekommt man eine wunderbare Baßposaune. Für diejenigen, sowohl Big Band als auch Klassik spielen wollen, meine Kaufempfehlung.

hier noch eine Broschüre über die 3 Baßposaunen-Modelle von Kühnl & Hoyer.

Erfahrungsbericht nach einem halben Jahr spielen:
Ich habe mit der Kühnl & Hoyer 163 GF/2 jetzt mehrere Klassik Auftritte (Münchner Junge Philharmonie,…) und auch Jazz Auftritte (PG-Big Band Gym Weilheim) gespielt. Nach wie vor habe ich es keinen Moment bereut, diese Baßposaune gekauft zu haben. Intonation ist gut, Klang höchst variabel. Immer noch eine klare Kaufempfehlung. Allerdings habe ich auch einige Anmerkungen: nach 2 oder 3 Tagen durchspielen/proben ist meine linke Hand doch etwas gerötet an den Haltestellen (habe ich auch bei anderen Baßposaunen). Meine einfache Lösung dafür: einfach einen leichten Lederhandschuh für die Linke Hand. Das Problem ist gelöst und schaut auch noch stylisch aus. Weiterhin muß ich auch feststellen, daß der Zug doch einiges an Spiel hat. Daß das keiner falsch versteht, es entstehen dadurch keinerlei klangliche Nachteile, allerdings muß man die Posaune mindestens einmal pro Tag mit Slide-O-Mix präparieren (wie die meisten anderen Baßposaunen auch). Bei anderen Tenorposaunen habe ich da bessere Erfahrungen, allerdings brauchen diese nach ein paar Jahren Benutzung auch die tägliche Slide-O-Mix Behandlung. Langzeittest mit der Kühnl & Hoyer 163 GF/2 wird spannend, aber im äußersten Notfall kann man ja vom deutschen Hersteller einen Zug nachkaufen.

Noch etwas für Käufer: Unbedingt die Posaunen probespielen (muß ja nicht lang sein), nicht einfach ungespielt die Katze im Sack kaufen. Jeder hat andere Vorstellungen und auch die Material-/Herstellungsschwankungen sollte man bedenken. Außerdem ist es immer auch ein Erlebnis in einem großen Musikhaus zu sein.

Ich bin sehr zufrieden mit meiner Kühnl & Hoyer 163 GF/2. Guter Preis, gute Verarbeitungsqualität und was am wichtigsten ist guter Klang.
Über mich gibt’s natürlich auch musikalische Referenzen/Lebenslauf, damit man meinen Erfahrungsbericht/Review/Test besser einschätzen kann.

Hier noch ein paar Fotos von meiner Kühnl & Hoyer 163 GF/2:

 

 

 

 

2 Antworten auf „Baßposaunen im Test Mai 2009“

  1. Hallo!
    Vielen Dank für den Testbericht. Ich bin etwas überrascht, dass die K&H so gut abgeschnitten hat. Bisher habe ich eher schlechtes als rechtes über diese Instrumente gehört. Ich spiele im Posaunenchor noch Tenorposaune (Yamaha), kenne von meiner Frau Kromat und vom Sohn Conn. Ich will mich demnächst in den Bass verabschieden (Abwechslung und Herausforderung suchend) und bin dankbar für Ihr Fazit, dass auf jedenfall die Kandidaten angespielt werden sollten. Danke!

  2. Hallo,

    also ich spiele diese Posaune seit ca. 25 Jahren. Das Modell hat noch nicht die gebogene Verstrebung, die ich mittlerweile von K&H Tenorposaunen kenne und für sinnvoll erachte.

    Dass der Rändel am Daumen anliegt ergibt bei mir eine Hornhaut an dieser Stelle – und das gehört einfach zu mir dazu. Probleme bereitet mir dies nicht.

    Da ich „nur“ hobbymässig in einem symphonischen Höchststufenorchester und in einer Big Band (MV Walddorfhäslach) spiele, sind meine Anforderungen sicher nicht so hoch wie die eines Profis. Ich war und bin aber immer mit dem Instrument zufrieden und kann sagen, dass es bei ordentlicher (sicher aber nicht übertriebener) Pflege auch langlebig ist. 2 Generalüberholungen, beim letzten mal wurde das achsiale Spiel der Ventile durch kleine in den Deckel eingesetzte Madenschrauben rausgenommen.

    Übrigens hatte Kühnl & Hoyer bereits damals einen guten Namen gerade bei Bassposaunen und ich denke dass dieses Instrument eine wirklich gute Wahl ist.

    Also liebe bassposaunige Grüße, und immer schön aufeinander hören!
    Claus

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